Liebe Arbeit,
Danke, dass Du mich Geduld lehrst. Danke, dass ich lernen darf, dass Veränderung Zeit braucht. Wie lange braucht ein stolzer Baum, um zu wachsen? Natürlich, Bambus wächst schneller, aber stirbt auch schneller. Und was für eine Sorte Baum bin ich, welche Sorte Baum ist eine Firma, die ich gründe? Jetzt verinnerliche ich, was ich bisher nur theoretisch verstanden habe: dass Ungeduld lebensfeindlich ist. Denn nur das Leben ermöglicht Veränderung. Ich kann eine Vorstellung entwickeln, in eine Richtung schauen und Schritte unternehmen, aber das Ergebnis entsteht nur zusammen mit der Welt, mit dem Leben. Es ist eine positive Abhängigkeit, in der Dankbarkeit, Gnade und Liebe vorherrschen. Sehr ungewohnte Worte? Aber tatsächlich kann Liebe nur fließen, wenn es einen Bedarf gibt, den jemand anders erfüllen kann. Tatsächlich ist das erfüllende Arbeit, sofern es mit meinen Werten übereinstimmt. Und tatsächlich geht Wachstum am besten, wenn ich einfach wahrnehme, was gerade wie schnell wachsen will. Am Gras zu ziehen, damit es schneller wächst, ist Energieverschwendung, ist negativer Stress. Dieses Blog zu schreiben, ist erfüllend, und gehört zu meinem Wachstum und zum Wachstum meines Unternehmens, das geht über mein Verständnis und meine Kontrolle hinaus, es lebt. Und ich lebe jetzt, während ich schreibe, bewusst und dankbar, und das ist gerade alles, was ich mir wünsche. Natürlich habe ich Ziele, aber ich bin gleichzeitig gerade wunschlos glücklich und auf einmal habe ich Geduld. Paradox? Ja. Paradoxie ist auch ein tolles Thema, aber dazu ein andermal mehr. Geduld…
wunschlos glückliche Grüße,
Dein Arbeiter Stefan
PS: Sehr wertvoll finde ich auch das Interview mit Martin Sutter zu seinem Buch „Die Entdeckung der Geduld“: https://www.deutschlandfunkkultur.de/oekonomie-der-lohn-der-geduld-100.html – offen bleibt im Interview die Frage, wie man als Erwachsener Geduld lernt? Mir hat es geholfen, ein Unternehmen zu gründen, für meine Arbeit sehr viel mehr Verantwortung zu übernehmen. Ich war als Angestellter ungeduldig mit Vorgesetzten und Kollegen. Als Unternehmer bin ich verantwortlich und lerne Geduld, und dafür bin ich sehr dankbar.
PPS: Als Kind waren meine Lieblingsbäume Buchen, als vielseitige freundliche Kletterbäume. Heute liebe ich große Buchen und Eichen, bin aber auch von Eiben fasziniert, die dem Konkurrenzkampf zwischen allen anderen Bäumen um das Sonnenlicht fern bleiben und völlig entspannt und gemütlich im Schatten vor sich hin wachsen.